„Birte Schneider“ als kabarettistische Herausforderung
Die Sozialdemokratische Bildungsinitiative Gau-Algesheim (SBi) hatte im Rahmen ihrer jährlichen Kabarett-Veranstaltung Christine Prayon, besser bekannt als „Birte Schneider“ aus der ZDF heute show, zu Gast. Sie präsentierte sich im ausverkauften Festsaal des Schlosses Ardeck lebhaft und voller Temperament. Sie brillierte insbesondere durch ihre tiefsinnigen, ja gelegentlich philosophischen Aussagen. Dabei erzeugte sie nicht vordergründiges prustendes Lachen, sondern regte sehr eingehend zum Nachdenken an. Insofern war ihr Auftritt eine intellektuelle Herausforderung für alle Zuhörer, was in der Geschichte der SBi-Kabaretts in dieser Form einmalig war, wie es der SBi-Vorsitzende Klaus Leibenath auch in seiner Schlussrede ausführte.
Thematisch spannte Christine Prayon einen weiten Bogen von Stuttgart 21 über Nazis in Deutschland bis hin zu Kommunismus – der eine schöne Idee ist, aber nicht funktioniert – und Kapitalismus – der funktioniert, aber nur für ein Prozent der Bevölkerung. Sie bot kabarettistische Einblicke in den Klimagipfel genauso wie sie die immensen Gelder für die Bankenrettung mit denen zur Bewältigung der Flüchtlingsrettung verglich. Sie thematisierte auch die Rolle der AfD und malte das Schreckensbild einer Alice Weidel als Bundeskanzlerin aus. Recht scharf waren ihre Attacken zu der tagtäglichen „Radio-Diarrhö“, der wir ausgesetzt sind. Witzig hingegen ihr gekonnter gesanglicher Auftritt, in dem sie aus dem amerikanischen Lied „Jingle Bells“ ein teutonisches „Schinkenpelz“ machte. Auch sprach sie den Feminismus – im Kern mini – und Maskulinismus – im Kern „cool“ – in unserer Gesellschaft an. Dabei scheute sie sich nicht vor sexistischen Worten. Eines schaffte sie immer: Mit vielen Wortspielen hielt sie ihre Zuhörerschaft ständig auf verstärktem geistigem Trab, was auch lange nach der Vorstellung durchaus kontrovers in der Zuhörerschaft diskutiert wurde.