2022-Ausstellung zur atomaren Bedrohnung

Ausstellung zur atomaren Bedrohung

Nach langer Corona-bedingter Wartezeit war es wieder möglich, die Reihe der Ausstellungen im Rathaus der Verbandsgemeinde fortzusetzen. Thema war dieses Mal nicht die Kunst, sondern eine Ausstellung von Plakaten zur weltweiten atomaren Bedrohung unserer Lebensgrundlagen. Sie wurde von der Organisation IPPNW (Internationale Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkriegs – Ärzt*innen in sozialer Verantwortung e.V.) ausgearbeitet und von der Sozialdemokratischen Bildungsinitiative Gau-Algesheim (SBi) präsentiert. Hausherr Benno Neuhaus zeigte sich erfreut, dass das Rathaus wieder dafür zugänglich ist, nachdem die Ausstellung dreimal verschoben werden musste. Er betonte die besondere Aktualität des Themas in der heutigen Krisen- und Kriegssituation.

Das Hauptreferat des Abends hielt Matthias Jochheim von der Regionalgruppe Frankfurt der IPPNW. Er ging – unterlegt mit eindrucksvollen Zahlen und Fakten – näher auf die in der Ausstellung dokumentierte „nukleare Kette“ von Uranbergbau, Atomfabriken, Atomwaffentests, Einsatz von Uranmunition, Unfälle in Atomkraftwerken, namentlich in Tschernobyl und Fukushima, sowie auf U-Booten wie auch auf den Absturz eines Flugzeugs ein. Schwerpunkte waren natürlich die katastrophalen Folgen des ersten Abwurfs einer Atombombe – makaber „Little Boy“ genannt – auf Hiroshima, dem 3 Tage später der Abwurf von „Fat Man“ aus Nagasaki folgte. Weit über 100.000 Menschen kamen sofort ums Leben, viele trugen bleibende Schäden davon, an denen sie später starben. Die Ausstellung ist den „Hibakusha“, wie die Überlebenden dieser Katastrophe genannt werden, gewidmet. Sein leidenschaftliches Plädoyer galt dem weltweiten Verbot von Atomwaffen, wie es am 7. Juli 2017 von damals 122 Staaten der UN-Generalversammlung unterzeichnet worden war. Nach seinen Worten setze dies auch Finanzmittel frei, wie sie für andere wichtige globale Themenfelder wie beispielweise Klimaschutz, Sicherung der Ernährung und Verhinderung von massenhaften Flüchtlingsbewegungen dringend gebraucht würden.

Bild (Peter Klein) Stadtbürgermeister Michael König, Verbandsbürgermeister Benno Neuhaus, Günter Frey, Anne Hagel, Matthias Jochheim und SBi-Vorsitzender Jan Hofmann (v.l.n.r) bewundern eines der groß gezogenen Ginkgo-Bäumchen.

Stadtbürgermeister Michael König, Verbandsbürgermeister Benno Neuhaus, Günter Frey, Anne Hagel, Matthias Jochheim und SBi-Vorsitzender Jan Hofmann (v.l.n.r) bewundern eines der groß gezogenen Ginkgo-Bäumchen. Bild: Peter Klein

Das Engagement der Stadt Gau-Algesheim verdeutlichte SBi-Vorstandsmitglied Günter Frey. So habe die internationale Anti-Atomkraftbewegung mit dem in Gau-Algesheim lebenden Atomphysiker und Bundestagsabgeordneten Dr. Karl Bechert ein international anerkanntes engagiertes Mitglied gehabt. Mitte der 80er-Jahre sei im politischen Umfeld der Stadt das Thema „Hiroshima mahnt – Nie wieder Krieg“ aufgegriffen worden und habe zur Mitgliedschaft der Stadt im Netzwerk „Bürgermeister für den Frieden“ geführt; eine Tradition, die sich bis zum heutigen Stadtbürgermeister Michael König, der selbst an der Eröffnung teilnahm, bewährt habe. Der Stadtrat habe dazu den Beitritt zum ICAN-Städteappell beschlossen, in dem die Bundesregierung aufgefordert wird, sich diesem Vertrag anzuschließen.

Jan Hofmann griff als SBi-Vorsitzender die Aussagen seiner Vorredner auf. Mit emotionalen Worten schilderte er die derzeitige schwierige Entscheidungssituation der politisch Verantwortlichen. Sie schwanken in einem Spannungsfeld zwischen der humanitären pazifistischen Einstellung mit dem Verbot der Atomwaffen und der aktuellen Notwendigkeit zur Sicherstellung des militärischen Gleichgewichts gerade zwischen der westlichen Welt und Russland sowie China. Die persönliche Haltung dazu falle ihm wie vielen unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger sehr schwer.

Anne Hagel war es dann vorbehalten, die jüngste von Hiroshima ausgehende und von ihr für die Stadt betreute Aktion vorzustellen. Aus den Samen eines Ginkgo-Baumes, der den Atombombenabwurf überstanden habe, sollen weitere Bäumchen aufgezogen werden. Stadtbürgermeister König äußerte seine ersten Überlegungen, wo diese Bäumchen im Sinne eines „Friedenswaldes“ gepflanzt werden sollen. Mit diesem Ausblick wurde die Ausstellung zur Besichtigung frei gegeben.

Die informative und beeindruckende Ausstellung ist noch bis 16. September zu den Öffnungszeiten der Verbandsgemeindeverwaltung zu sehen (Mo-Mi: 8.00 – 12.30 Uhr, 13.30 – 15.30 Uhr; Do: 08.00-12.30 Uhr, 13.30 – 18.00 Uhr, Fr: 8.30 – 12.00 Uhr).

Den beeindruckenden Hauptvortrag bei der Ausstellung „Hibakusha weltweit“ hielt Matthias Jochheim von IPPNW.

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