Im ausverkauften Festsaal Schloss Ardeck konnte Jan Hofmann von der Sozialdemokratischen Bildungsinitiative (SBi) zum zweiten Mal in Gau-Algesheim den Kabarettisten Jens Neutag begrüßen. Wie nicht anders zu erwarten, musste Neutag natürlich zuerst kurz auf die brandaktuellen Ereignisse der Woche – Ausgang der Wahl in den USA sowie Scheitern der Ampel – eingehen.
In seinem derzeitigen Programm „Gegensätze ziehen sich aus“ erklärte er dann allerdings anhand einer Familienfeier, welche Konflikte an die Oberfläche treten, wenn an einem Tisch mehrere Generationen mit unterschiedlicher politischer Meinung, total gegensätzlichen Lebensformen, Ernährungsweisen und Erziehungsmethoden sitzen. Die konträren Auffassungen, wie sie aus Erfahrung wohl in mancher Familie tatsächlich vorhanden sind, waren das Hauptmotiv, das humorvoll und in verschiedenen Rollen vorgetragen wurde.
Einer der stärksten Momente des Abends war ein Zitat, das Voltaire zugeschrieben wird: „Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst!“ Es zeigt, wie unsagbar wichtig in der Demokratie die Meinungsfreiheit ist und welche Verantwortung wir alle für den Schutz unserer Demokratie haben. Neutag philosophierte über Retromanie, in der man sich die Vergangenheit schöner macht als sie war. Früher war nicht alles besser, früher ist nur länger her und die Erinnerungen sind häufig verwaschen. Zum Lösen von Konflikten braucht es Optimismus, kein Selbstmitleid.
Als Zugabe las Jens Neutag einige Zeilen aus seinem Buch „Mettigel im Winterschlaf“ und bekam für den Abend großen Applaus. Berthold Döß bedankte sich beim Kabarettisten zum Schluss mit Gau-Algesheimer Weiß- und Rotwein und den Worten: „Einen guten Roten erkennt man am Abgang“. Ob das ein Hinweis auf die aktuelle politische Lage sein soll, darf jeder Gast des Abends für sich selbst entscheiden.
Wer den Vortrag verpasst hat, könnte Jens Neutag übrigens am 21.11.2024 in Wiesbaden/Thalhaus und am 7.3.2025 im in Mainz/Unterhaus erleben.